Wedeler Wochenmarkt: Drei Stände für den Hasenknick – Momentaufnahme von einer Neuwedelerin. Johanna ist im Spätsommer diesen Jahres mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern von Hamburg in die Rolandstadt gezogen. Wie sie den Wochenmarkt in der Moorwegsiedlung erlebt und wen sie getroffen hat lest Ihr hier.
Auf dem Weg zur Kita noch schnell eine Fischfrikadelle
Seitdem wir in Wedel wohnen, besteht mein Sohn jeden Mittwoch auf eine Fischfrikadelle vom Fischstand auf dem Wochenmarkt am Hasenknick in der Wedeler Moorwegsiedlung. Der Markt liegt auf dem Weg zur Kita und somit lässt sich der Einkauf gut organisieren.
Ich persönlich mag keinen Fisch, doch nachdem ich den kleinen Markt in unserer Nähe entdeckt habe, probiere ich mich an dem „Gretentier“ und versuche mich mit ihm zu arrangieren. Ich kaufe am Fischstand von Jutta Schwan immer ein anderen Fisch und teste mich so durch das Sortiment. Da ich Fischanfängerin bin, freue ich mich über Zubereitungstipps von der Fachfrau / dem Fachmann und mein Sohn freut sich über seine Fischfrikadelle. Noch charmanter finde ich, dass dort Vater und Tochter hinter der Auslage stehen, um die Moorwegsiedlung (an anderen Wochentagen weitere Wedeler Stadtteile) mit frischem Fisch zu versorgen. Ein Kunde vor mir bestellt Rollmops für seine Frau, da der hier besonders lecker sein soll. Na, dann kaufe ich doch auch den aufgerollten Mops und weiß inzwischen, dass es sich um eingelegten Hering handelt.
Am Gemüsestand von Familie Kleinwort frage ich, welches Gemüse gut zu meinem Fisch passt und erfahre sofort von einer Kundin hinter mir, wie ihre Mutter den Fisch immer zubereitet hat. So bringt Einkaufen Spaß!
Auf dem Wochenmarkt einkaufen ist nicht zwingend teurer und Zubereitungsempfehlungen gibt es kostenlos dazu
Es lohnt sich, bei den Preisen genau hinzusehen. Zwar sieht es auf dem ersten Blick so aus, als ob auf dem Markt die angebotenen Produkte teurer sind, als im Supermarkt, aber man bekommt auch mehr für sein Geld. Und damit meine ich nicht nur die Frische und den netten Klönschnack zwischendurch. Wenn man beispielsweise das Gewicht einer Salatgurke vom Markt mit einer Gurke aus dem Supermarkt vergleicht, zeigt die Waage bei der vom Wochenmarkt deutlich mehr an. Genau wie das Bund Radieschen: Vom Markt erhalte ich 16 Stück, im Supermarkt nur 12 der roten Knollen für den gleichen Preis.
Im Gespräch mit Herrn Kleinwort erfahre ich, dass die an seinem Stand angebotenen Kartoffeln und Eier von bekannten Bauern aus den Vierlanden (Gebiet im Südosten Hamburgs) stammen, das Gemüse wird vom Großmarkt hinzu gekauft. Äpfel und saisonalen Beerenfrüchte kommen vom eigenen Hof in der Wedeler Marsch. Familie Kleinwort ist ein Wochenmarkt-Urgestein. Schon seit 1948 seien sie mit ihren Produkte auf Wedeler Wochenmärkten vertreten.
Der Einkauf auf einem Wochenmarkt ist persönlicher, individueller und charmanter als der schnelle, stressige Einkauf im hell beleuchten Discounter. Neues traut man sich dort kaum in den Einkaufswagen zu legen. Routiniert dreht man seine Runde durch die Gänge. Ganz anders auf dem Wochenmarkt. Hier wird geschnackt und geklönt, hier bekommt ein Fisch-Frischling, wie ich es bin, Tipps und Empfehlungen und alles in einer familiären, fast dörflichen Atmosphäre.
Gerne könnten auch (wieder) weitere Stände hinzu kommen. Hauptsache die Marktkultur stirbt nicht aus. Denn die Gefahr besteht durchaus, wie mir auch Herr Kleinwort bestätigte. Unter der Woche hätten die Wedeler kaum Zeit auf den Wochenmarkt zu gehen. „Wedel ist eine Schlafstadt. Gearbeitet wird woanders. Daher haben die Leute meist keine Zeit für den Markt.“ Er müsse schon genau kalkulieren und viel Raum für Experimente sei nicht, damit sich für ihn ein Wochenmarktstand noch lohne. Solange der Umsatz nicht noch weiter sinke, könne er seine Stände weiter betreiben. Zum Glück!
Besuch von Bürgermeister Niels Schmidt
Alljährlich besucht Wedels Bürgermeister Niels Schmidt dienstlich die Wedeler Wochenmärkte. In ungezwungener Atmosphäre möchte er hier mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. So auch mit mir. :-)
Ein kleines Interview mit unserem Stadtoberhaupt:
Gehen Sie selbst gern auf Wedels Wochenmärkte und wenn ja, warum?
Ja, leider arbeite ich sehr oft auch an den Wochenenden. Aber wenn ich Zeit dazu habe, genieße ich es sehr, zum Beispiel am Samstag über den Marktplatz zu schlendern. Mir gefällt es eine Möglichkeit zu haben frische Produkte zu kaufen und diese Art der Versorgung in verschiedenen Stadtteilen zu sichern.
Was gönnen Sie sich am liebsten auf dem Markt?
Ich kaufe gern mein Obst auf dem Wochenmarkt. Aber auch leckeren Käse. Am Hasenknick gab es ja schon mal mehr Stände.
Woran liegt es, dass sie nicht mehr kommen? Sind die Standgebühren hoch?
Nein! Und wären sie zu hoch, würden wir sie senken. Die Stadt würde alles tun, um die Wochenmärkte in den Stadtteilen zu erhalten.
Haben Sie eine Idee, wie man den Hasenknick wieder etwas belebter machen könnte?
Dafür braucht es mutige Menschen, die sich trauen, hier etwas Neues zu starten! Einen weiterer Bäcker wird hier ja eher nicht gebraucht. Wir von Stadtverwaltung werden niemandem im Weg stehen, durch beispielsweise erhöhte Mieten oder den Umwandel von Gewerbeflächen in Wohnraum.
Ich bin mit meiner Familie kürzlich nach Wedel gezogen. Mehr junge Familien bedeuten ja auch „mehr Leben“. Wie könnte man jungen Eltern Wedel noch attraktiver machen?
Das es zu wenig Krippenplätze gibt bzw. zu wenig Kinderbetreuung, ist uns bekannt. Wir kommen dem hohen Zuwachs noch nicht hinterher. Aber wir sind dabei etwas zu tun und zwar wird mit der Katholischen Kirche eine komplett neue Kita geplant.
Was lieben Sie an Wedel?
(Der Bürgermeister gerät ins schwärmen…) Der Mix aus Großstadt und Gemütlichkeit, alle kennen sich hier und setzten sich ein. Ich liebe das Wasser und bin hier geboren. Das ist einfach meine Heimat! Meine Eltern hatten in Wedel eine kleine Tankstelle und ich habe die Autos der Leute gewaschen.
Wochenmärkte in Wedel
In der Altstadt, am Roland: Mittwoch und Freitag von 7 bis 12 Uhr
In der Moorwegsiedlung/ Hasenknick: Mittwoch von 7 bis 12 Uhr
Am Elbhochufer beim Stadtteilzentrum Mittendrin: Freitag von 7 bis 12 Uhr
Der „große“ Wochenmarkt/ Spitzerdorfer Marktplatz: Sonnabend von 7 bis 12 Uhr
Wochenmarkttour des Bürgermeisters
Der nächste Termin, um Herrn Schmidt beim Wochenmarkteinkauf zu treffen ist am 27. Oktober von 10:00 bis 11:00 Uhr auf dem Wochenmarkt am Elbhochufer (Stadtteilzentrum Mittendrin, Friedrich-Eggers-Straße 77-79).